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Es gibt keine allein-gültige Technik zum Spielen von Maultrommeln. Alles was
hier beschrieben wird sind Anregungen, die beliebig abgewandelt und
ausgebaut werden wollen. Die Abbildungen und Klangbeispiele zeigen
Bügelmaultrommeln, die Spieltechniken gelten aber für alle Maultrommeln.
Es gibt ungezählte Arten, die Maultrommel zu halten und zu zupfen. Einen
Eindruck geben die Bilder vom Maultrommel-Musikern (siehe Galerie).
Es lohnt sich, verschiedene Haltungen und Zupf-Techniken nachzuahmen und
auszuprobieren, um eine gute Technik für sich selbst zu finden.
Hier meine Vorschläge:
Haltung
Die Maultrommel wird mit einer Hand so an die leicht geöffneten Lippen
gehalten, dass die Metallzunge dazwischen durchschwingen kann (Abbildung 1
und 2). Bügelmaultrommeln müssen auch an den geöffneten Schneidezähne
anliegen (vgl. Einstieg für Anfänger). Das Ende
der Metallzunge oder das Rahmenende wird mit den Fingern der anderen Hand
gezupft und erzeugt den Grundton der Maultrommel, der immer mitschwingt. Die
Mundhöhle als Resonanzraum verstärkt verschiedene Obertöne dieses Grundtons,
wodurch die Tonhöhen und Klangfarben entstehen. Mehr hierzu im Kapitel Töne
der Maultrommel
Abbildung 1
Abbildung 2
Zupfen
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Durch das rhytmische Zupfen spielen die Finger abgesetzte Töne, erzeugen
also die Tonlängen. Das kann ein einzelner ausgestreckter Finger tun, der
von unten die Metallzunge vom Mund weg anreißt (Abbildung 1 und Abbildung
3 A, durchgehender Pfeil). Er kann das gebogene Metallzungenende auch zum
Mund hin zupfen (Abbildung 3 A, gestrichelter Pfeil). Hin und her gezupft
können schnelle Tonfolgen gespielt werden, wie im Klangbeispiel
1 (158 KB).
Abbildung 3
Tremolo, schnell gezupfte Tonwiederholungen
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Wenn die zupfende Hand mit der Handfläche dem Mund zugewandt ist, können
Rinfinger, Mittelfinger und Zeigefinger die Metallzunge abwechselnd in
schneller Folge anreißen, ähnlich wie ein Flamencospieler eine Gitarrenseite
mit drei Fingern zupft (Abbildung 4, Abbildung 3 B). Der Effekt ist im Klangbeispiel
2 (299 KB) zu hören. Diese Technik braucht viel Übung, bis die
Anschläge gleichmäßig kommen und die Zunge nicht schief getroffen wird und
an den Maultrommelbügel anschlägt. Damit die Hand ruhig bleibt und sich nur
die Finger bewegen, kann der Daumen die Hand am Wangenknochen abstützen
(Abbildung 4).
Abbildung 4
Weitere Fingertechniken
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Vom Musiker und Videokünstler Vladiswar
Nadishana (siehe Galerie) stammen die
beiden folgenden Techniken, mit denen ein Vibrato bzw. ein Pralltriller
erzeugt wird. Für das Vibrato wird die Maultrommelzunge mit ausgestrecktem
Finger zum Mund hin gezupft. Gleich aus dieser Bewegung heraus klopft der
Finger mehrmals auf die Lippen. Bei jedem Klopfen wird sowohl die Lautstärke
als auch die Tonhöhe leicht verändert (links in Abbildung 5, und Klangbeispiel
3, 144 kB).
Wenn die Maultrommel zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger gehalten wird
wie in Abbildung 5 rechts, dann kann der Ringfinger mit dem Fingernagel kurz
und leicht die gerade gezupfte, schwingene Zunge berühren. Dadurch wird der
Grundton kurz angehoben: Es entsteht ein Pralltriller (Klangbeispiel
4, 276 kB).
Abbildung 5
Eine weitere Technik ist der Finger-Kapodaster:
Daumen und Ring- oder Zeigefinger der Hand, die die Maultrommel hält, können
die Metallzunge von beiden Seiten einklemmen. Dadurch wird der Grundton
abgedämpft, aber auch höher, wie in Klangbeispiel
5 (144 KB).
Artikulation durch Atmung
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Alles, was beim Maultrommelspielen über festhalten und zupfen hinausreicht,
passiert im Mund und Rachen oder wird wie der folgende Vorschlag durch das
Zwerchfell geleistet. Gegeneinander abgesetzte, also artikulierte Töne
lassen sich durch schnelle (oder langsame) Atemstöße bewirken. Die ein- und
ausströmende Luft verstärkt hauptsächlich den Grundton. In Klangbeispiel
6 (173 KB) wird die Maultrommel mit ausgestrecktem Finger regelmäßig
gezupft. Der Atem setzt zwischen das Zupfen schnarrende Akzente.
Artikulation mit der Zunge
Tonfolgen mit der Zunge "auszusprechen" funktioniert wie die
Artikulation bei der Flöte. Bei Flöten unterbricht die Zunge den Luftstrom.
Bei der Maultrommel braucht es keinen Luftstrom, die Zunge öffnet und
schließt statt dessen die Gaumenhöhle, also den Resonanzraum im Mund. Es
funktioniert aber ähnlich wie beim Flötespielen. Ich schlage für langsame
Tonfolgen ein Öffnen und Schließen mit der Zungenspitze am vorderen Gaumen
vor, wie wenn man Dü Dü Dü spricht. Für schnelle Folgen hat sich die
Zungenbewegung wie gesprochen Dü Dl Dü Dl Dü Dl bewährt, eine Art
Schaukelbewegung der vorderen Zunge am vorderen Gaumen. Flötenspieler
artikulieren schnelle Läufe auch wie Dü Gü Dü Gü Düg beziehungsweise Dü Rü
Dü Rü Dü. Dies beschreibt zum Beispiel Johann Joachim Quantz 1752 in seinem
Lehrbuch "Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen" (1752,
S.61-62; Quelle: Wikisource):
In Klangbeispiel 7 (155 kB) ist wieder
gleichmäßig gezupft und innerhalb dieses Grundrhytmus mit Dü Dü und Dü Dl Dü
artikuliert. Diese Technik ist einfach und kann sehr schnell gespielt
werden.
Wenn schnelles Zupfen mit dem Zeigefinger wie in
Abbildung 3 A mit Zungen-Artikulation wie gesprochen Düt Düt Düdldüt
kombiniert wird, entstehen schnell abgehackte Töne - Staccato Klangbeispiel
8, 350 kB).
Klangeffekte |
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Weitere Spieltechniken, die den Klang beeinflussen, lassen sich nicht
eindeutig dem Melodiespiel oder der Artikulation zuordnen. Die Zahl
möglicher Klangeffekte ist groß, freies Ausprobieren lohnt sich und fördert
immer neue Effekte zu Tage. Besonders die Zunge ist ein vielseitiges Organ.
Hier ein paar Anregungen.
Der Stimmapparat erzeugt einen wichtigen Effekt, der auch zur
Artikulation verwendet werden kann: Bei geschlossener Stimmritze verändert
sich der Resonanzraum so, dass zusätzlich zu den "normalen" Tönen wesentlich
tiefere Töne der Maultrommel deutlich hörbar werden als bei offener
Stimmritze. Die Stimmritze ist das Ventil, das beim Sprechen den Luftstrom
durch die Stimme unterbricht (vgl. Abbildung 6 in Töne
der Maultrommel). Dann öffnet sie sich und es erklingt ein Vokal.
"#Also das verstehe #ich nicht". Bei den # geht die Stimmritze kurz zu und
wieder auf, so dass die Vokale von "also" und "ich" entstehen. Beim Husten
ist es die Stimmritze, die die von den Bauchmuskeln gepresste Luft plötzlich
freigibt. In Klangbeispiel 9 (235 KB)
hört man erst eine Melodiestimme, und dann wird die Stimmritze geschlossen:
Es kommt eine tiefere zweite Stimme dazu. Zusätzlich hört man rhytmische
Akzente durch die Stimmritze und natürlich immer den Grundton.
Die Nasen- und Mundhöhle sind wichtige Teile des Resonanzraumes.
Wenn dieser Raum verändert wird ändert sich der Maultrommelklang. Die
Nasenhöhle kann mit dem Gaumensegel zur Luftröhre hin verschlossen werden
(vgl. Abbildung 6 in Töne der Maultrommel). Das
ist die Bewegung, die man macht, wenn man spricht und dabei verschnupft
klingen will - also die Nase verschließt. Die Mundhöhle wird mit der Zunge
am Gaumensegel zur Luftröhre hin verschlossen wenn man den Laut ng spricht:
Maultrommel spielen und dabei (stimmlos) ungungungung sagen erzeugt einen
interessanten Effekt, der im ersten Teil von Klangbeispiel
10 (160 KB) zu hören ist.
Der zweite Teil führt einen weiteren Zungeneffekt vor, der entsteht,
wenn die mittlere Zunge an die Backenzähne im Oberkiefer gelegt wird und
dann die Zungenspitze sich abwechselnd an den Gaumen legt und wieder löst,
wie wenn man "nanana" sagt.
Für einen percussiven Klangeffekt kann die Maultrommel an die zum Kussmund
geschürzten Lippen gehalten werden. Der Klang wird leiser und
die Metallszunge schwingt kürzer. Bei geschlossenem Mund schlägt die
gezupfte Metallzunge auf die Lippen. Durch öffnen der Lippen gleich nach dem
Aufschlagen entstehen die Geräusche von Klangbeispiel
11 (259 KB).
Tonhöhen, Melodiespiel |
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Melodietöne
Für das Melodiespiel auf der Maultrommel werden die gleichen
Zungenbewegungen gebraucht wie beim Sprechen der verschiedenen Vokale. Um
das auszuprobieren, eine kleine Übung: Spielen Sie auf ihrer Maultrommel
und hören Sie auf den Ton der Maultrommelzunge, den Grundton. Singen Sie
diesen Ton ohne Maultrommel nach. Formen Sie jetzt beim ununterbrochenen
Singen dieses Tons mehrmals die Lautfolge u - ü - i - ü - u. Hören Sie
darauf, wie der Klang es gesungenen Tons sich dabei verändert: Sie hören
Obertöne ihrer Stimme, die von u nach i höher werden und von i nach u
wieder abfallen. Spielen Sie jetzt noch einmal auf der Maultrommel und
machen Sie ohne Stimme die gleiche Zungenbewegung von u nach i und zurück.
Neben dem Grundton hören Sie die wechselnden Obertöne der wichtigsten
Resonanz, nämlich des 2. Formanten (siehe Töne
der Maultrommel, Resonanzräume).
Hier noch eine zweite Art, wie Sie sich die Obertöne im 2. Formanten
vergegenwärtigen können: Pfeiffen Sie ein Lied. Sie nutzen und hören
wieder den 2. Formanten, also den gleichen veränderlichen Hohlraum, nur dass
die Töne jetzt anders angeregt werden. Achten Sie darauf, wie sich die Zunge
bewegt, wenn Sie die verschiedenen Töne pfeifen. Achten Sie auch auf den
Tonumfang, der beim Pfeifen zur Verfügung steht. Es ist zugleich der
Tonumfang für Maultrommelmelodien. Wenn Sie beim Pfeifen innehalten, den
Mund unverändert lassen und die Maultrommel ansetzen und zupfen, erklingt
genau oder doch ungefähr der gleiche Ton bei dem sie das Pfeifen
unterbrochen haben.
Tiefe Begleittöne
Schwieriger ist es, sich den tiefen Resonanzbereich (1. Formant) des
Mund-Rachenraums zu vergegenwärtigen und für tiefere Begleittöne zu nutzen.
Hören kann man diesen Effekt im Stück "Kein schöner Land" (siehe Musikstücke):
Hier ist die erste Strophe ohne, die zweite mit hervorgehobenen Begleittönen
gespielt. Sollte die folgende, nicht so leichte Übung nicht funktionieren -
nicht verdrießen lassen, dies ist nur ein ergänzender Effekt. Spielen Sie
mit gleichmäßigem Zupfen auf der Maultrommel und achten Sie auf den
Grundton. Spielen Sie einen konstanten, nicht wechselnden Melodieton, zum
Beispiel eine Oktave des Grundtons. Jetzt formen Sie beim Spielen mehrfach
(ohne Stimme) die Vokalfolge u - o - a - o - u. Dabei soll der Melodieton
unverändert bleiben. Normalerweise wird beim Sprechen der Klang von u und o
erzeugt, indem sich der Rachenraum verlängert und weitet und die Lippen
gespitzt werden. Hier lassen wir das Lippenspitzen weg - die Lippen bleiben
an der Maultrommel unverändert. Wenn es klappt, hören Sie von u über o zu a
ansteigende Töne, die tiefer liegen als die Melodietöne der vorherigen
Übungen. Besonders deutlich sind diese tiefen Resonanzen zu hören, wenn Sie
beim Spielen leicht durch die Maultrommel hauchen, oder aber wenn Sie die
Stimmritze schließen (wie beim Luft anhalten, siehe oben: Stimmapparat
und Klangbeispiel 9 (235 KB).
Melodien spielen
Analog zur Bildung der Vokale beim Sprechen kann man auf der Maultrommel
Melodien spielen, deren Töne aus der Obertonreihe zum Grundton der
Metallzunge bestehen (siehe Töne der Maultrommel).
Im oberen Teil des Tonumfangs von Maultrommeln liegen die Obertöne so dicht
beisammen, dass praktisch jede Melodie frei gespielt werden kann -
unabhängig vom Grundton. Die Lücken in den spielbaren Tönen liegen im
unteren Bereich. Da der Grundton aber immer mitschwingt, klingt es am
besten, wenn er auch zur Musik passt. Eine C-Maultrommel passt besonders zu
C-Tonarten (Dur ebenso wie Moll). Der stets mitschwingende Grundton wirkt
wie ein Bordunton bei Dudelsäcken und mittelalterlichen Saiteninstrumenten.
Dies illustriert ein kleiner Ausschnitt aus La Quarte Estampie Real (Klangbeispiel
12, 209 KB). Die Töne können nicht wie etwa beim Klavier mechanisch
abgerufen werden. Die Tonhöhen funktionieren genau wie beim Pfeiffen: Sie
werden frei im Mund geformt. Für das Spielen einer unbekannten Melodie nach
Noten bedeutet dies: Man muss die in Noten aufgeschriebene Melodie kennen
oder innerlich hören wie beim Singen vom Blatt.
Bügelmaultrommel: Spiel ohne
Kontakt an den Zähnen
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Um die Schneidezähne zu schonen, schlage ich vor, eine oder mehrere
Bügelmaultrommeln an einem Gewicht , z.B. einem Stück Metallrohr zu
befestigen (Abbildung 6). Die Bügelmaultrommeln können dann wie
Rahmenmaultrommeln an den Lippen, ohne Kontakt zu den Zähnen, gespielt
werden (siehe Kapitel Bügel- und
Rahmenmaultommeln). Das Spiel ohne Zähne ist angenehm, vor allem bei
längerem Spielen und Üben.
Gut funktionieren Gewichte von 200 bis 300 g, die 20 bis 30 cm lang sind.
Die Länge ist wichtig, weil die Maultrommelzunge eine Drehbewegung macht
(Abbildung 7 rechts, blauer Pfeil). Das Gewicht muss dieser Drehung einen
Hebel entgegensetzen (roter Pfeil). Beim abgebildeten Metallrohr wird die
Maultrommel durch ein Seil zwischen zwei Holzstücken festgehalten. Das Seil
läuft durch das Rohr und ist am anderen Ende an einen Holzstift gebunden.
Der Stift wird gedreht, dadurch verdreht sich das Seil und spannt die
Maultrommel fest.
Mit Gewicht und ohne Zähne-Kontakt können die Lippen beim Spielen geöffnet
und geschlosen werden, wie in der kleinen Lippenspielerei in Klangbeispiel
13 (221 kB).
Die Firma Dan Moi hat meine Idee eines Maultrommelgewichtes aufgegriffen und
bietet es als Zubehör an (siehe Links).
Abbildung 6
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